Donnerstag der 12. März 1998, Punkt 20.00 Uhr lautete mein Interviewtermin mit "Think About Mutation" aus Leipzig (Laibzisch !) und so stapfte ich mit meiner tüchtigen Assistentin durch den aufbrausenden Schneesturm Richtung Incognito im Münchner Kunstpark Ost. Nach kurzem Verwirrspiel mit dem Türsteher trafen wir die netten Jungs Backstage :
( Das Interview führte ich mit Donis, dem mittlerweile interview-geprüften Leadsänger der Band )
sound.de: Erzähl mir mal kurz was über eure Besetzung und eure Bandgeschichte.
Donis: Wir sind sechs Leute, wobei Steffen für die "Elektronik" sprich Keyboards, Sampler etc. zuständig ist, Joey und Heavyette spielen Gitarre, Rajko ist unser Bassist, Kay sitzt an den Drums und ich kümmere mich um den Gesang. Wir spielten alle in unterschiedlichen Bands, seit wir ungefähr 15 oder 16 Jahre alt sind und gründeten "Think About Mutation" sozusagen als Nebenprojekt, wobei schon nach der dritten Bandprobe klar wurde, daß dieses Projekt auf jedenfall Bandcharakter hat, und so wurde TAM zum Full-Time-Job. Unser erster größerer Erfolg war dann der erste Platz in einem lokalen Rockwettbewerb, sehr zum Unverständnis der Leipziger Presse. Daraufhin wurden wir zum lokalen Support-Act für Depeche Mode gewählt, was unsere Fan-Gemeinde natürlich vergrößerte. Danach spielten wir noch als Vorband der Krupps und jetzt im Januar 98 waren wir mit den Sisters of Mercy auf Deutschland-Tour.
sound.de: Nicht schlecht, dann habt ihr´s ja irgendwie schon richtig geschafft. Wie siehts dann also mit der Kohle aus, könnt ihr von dem leben, was ihr zur Zeit macht, oder habt ihr noch andere Berufe ?
Donis: Wir sind mittlerweile soweit, daß wir alle unsere Berufe an den Nagel gehängt haben, was natürlich nicht heißt, daß wir uns keine Sorgen mehr machen brauchen, wie wir zum Beispiel unsere Monatsmieten bezahlen sollen. Aber mittlerweile leben wir alle eben nur noch von der Musik, unter anderem arbeite ich zum Beispiel auch als DJ.
sound.de: Wie würdet ihr selber euren Musikstil beschreiben ?
Donis: Diese Frage fällt mir mittlerweile sehr leicht zu beantworten, da sie mir immer wieder gestellt wird ...
sound.de: Is ja auch nich unbedingt eine unwichtige Frage !
Donis: ... aber es gibt keine Schublade, in die wir uns einordnen lassen würden, unser Spektrum an Einflüssen ist so breit, und wir lehnen keinen Musikstil ab. Die Musikgewohnheiten innerhalb unserer Band haben sich total aneinander angepaßt, hier spielt der echte Metaler zusammen mit dem Drum´n´Bass-Rave-Freak, das einzig wirklich Wichtige ist immer die Tanzbarkeit unserer Songs. Vorbilder in dem Sinn haben wir dadurch eigentlich keine, klar gibt es Einflüße, aber wir nennen es "mentale Stützen". Zur Zeit ist für uns der britische Drum´n´Bass sehr wichtig.
sound.de: Von der britischen Drum´n´Bass-Szene direkt nach Leipzig, wie siehts eigentlich dort so aus ?
Donis: Es gibt jede Menge Bands in Leipzig, allerdings nicht all zuviele vernüftige Auftrittsmöglichkeiten. Innerhalb der Musikerszene kennt man sich, es gibt ein sehr starkes "Miteinander", also die Musiker halten untereinander zusammen, dieses Gefühl stammt noch aus der Zeit vor der Wende und hat sich darüber hinaus beibehalten. Es ist völlig unbedeutend geworden, wer welche Art von Musik macht. Klar gibt´s auch Neider, aber im Großen und Ganzen ist die Musikerszene dort sehr ehrlich.
sound.de: Wie äußert sich eigentlich euer Erfolg, oder besser wie verhält sich eure Fangemeinde ?
Donis: Unser erstes Tape, das wir in Eigenproduktion hergestellt haben, verkaufte sich ca. 1000 mal, wir kamen überhaupt nicht mehr mit dem Nachproduzieren nach. Das neue Album "Virus" verkaufte sich in den letzten dreieinhalb Wochen seit Veröffentlichung 8000 mal. Der harte Kern unsere Fans kommt natürlich aus Leipzig, ich schätze so ca. 1000 Leute, aber wichtiger als die Anzahl der Leute, viel wichtiger ist, daß wir vom Publikum etwas zurückkriegen. Wir haben jetzt auf unserer Deutschland-Tour in Mainz einmal vor 80 Leuten gespielt, aber da war die Stimmung wahnsinnig geil ...
sound.de: Und wie sehen eure Zukunftspläne aus ?
Donis: Unsere Deutschland-Tour ist dreiteilig. Im Sommer spielen wir eine ganze Reihe Festivals, unter anderem auf Dynamo, dem Bizarre-Festival und in Frankfurt zusammen mit Daft Punk, Chemical Brothers und Prodigy.
sound.de: Ok, dann wünschen wir euch viel Spaß auf eurer Tour und bedanken uns für das Interview.
Michi