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Zeitgemäße Härte

Mit einer neuen CD und einem Major-Deal im Koffer schicken sich die sechs Jungs von Think About Mutation an, die Tanzflächen der Clubs zu erobern. Das mittlerweile vierte Album der ostdeutschen Ausnahmeband könnte ihnen in Deutschland endlich zum Durchbruch verhelfen. Helmar Giebel traf Sänger Donis und Drummer Kay auf der Tour im Vorprogramm der Sisters Of Mercy zu einem Gespräch.

?: Dem Beispiel vieler Eurer ehemaligen Kollegen folgend, habt auch Ihr Euer Berliner Label verlassen und seid nun bei einem Major unter Vertrag. Wie kam es dazu?

!: Der Wechsel war lange überfällig! Wir hatten einen miesen Vertrag, aus dem wir leider nicht eher herauskamen. Auf der Seite des Labels sind wirklich unglaublich viele Fehler gemacht worden. Man hat uns auch nicht das geringste Verständnis für unsere Musik entgegengebracht. Die wollten uns auf die sogenannte Crossover-Gitarren-Schiene festnageln. Richtig Ärger gab es, als wir "Motorrazor", eines unserer ganz frühen Werke, in verschiedenen Techno-Remixen neu auflegen wollten. Unser Manager hat glücklicherweise im letzten Jahr sehr viele Anfragen von Majors erhalten, so daß wir uns entspannt zurücklehnen und für das beste Angebot entscheiden konnten. Motor Music ist ein sehr progressives Label und erhielt schließlich den Zuschlag.

 

 

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?: Euer aktuelles Album "Virus" ist meiner Meinung nach ein sehr homogenes, in sich geschlossenes Werk, das sich d eutlich geglätteter und kommerzieller anhört als die Vorgänger.

!: Ich finde, es ist auf seine Art immer noch sehr rauh und heftig. Wir sind poppiger geworden, kein Zweifel, das hat aber nichts mit dem Labelwechsel zu tun! Das war eine logische Entwicklung. Vor drei Jahren hätte ich ein Hookline wie bei "Irregular" noch nicht singen können. Ich bin mit dem Ergebnis meiner Stimme sehr zufrieden. Vielleicht hat die Annäherung an den "Planeten Pop" auch etwas mit dem Alter zu tun. Wir definieren Härte nicht mehr ausschließlich über verzerrte Gitarren, sondern hauptsächlich über die Bassline und die Art des Beats. Wir leben in einer Zeit, in der ein Drum?n?Bass-Track viel härter klingen kann als ein Metal-Song. Das ist eine zeitgemäßere Härte.

?: Warum hat sich die Veröffentlichung der CD immer wieder verschoben?

!: Für das neue Album hatten wir sehr viel Zeit. Wir haben den ersten Mix sogar noch einmal komplett umgekrempelt. Unser erste Platte "Motorrazor" war schlecht produziert. Das sollte nicht noch einmal passieren. Trotzdem hat die Produktion der Platte allen riesig Spaß gemacht. Mit dem Resultat sind wir wirklich zufrieden.

?: Habt Ihr eine Erklärung dafür, daß harte und provokative Musik àla Rammstein in Deutschland zur Zeit so populär ist?

!: Rammstein haben einen verborgenen Nerv der Nation getroffen. Die Musik ist sehr einfach gestrickt und im Prinzip urdeutsch. Gerade auch in Amerika wird Rammstein noch sehr erfolgreich sein. Sie bieten den Amerikanern das typische deutsche Klischee.

?: Ihr habt nun schon ein paar Termine als Vorgruppe der Sisters Of Mercy hinter Euch. Welche Erfahrungen habt Ihr bisher gesammelt?

!: Die Tour ist komplett ausverkauft. Natürlich kommen die Leute wegen Sisters, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Dafür, daß die Band seit nunmehr sieben Jahren keine neue Platte veröffentlicht hat, ein bemerkenswertes Ergebnis. Unser Verhältnis zu den Sisters, insbesondere zu Andrew Eldritch ist o.k.. Schließlich spielen wir auf seinen persönlichen Wunsch hin. Er findet unsere Musik frisch. Wir müssen auch in keinster Weise leiser spielen und dürfen fast deren komplette Light-Show mitbenutzen. Die Reaktion der Fans ist auch überaus positiv. Also, wir sind zufrieden.

?: Was war Euer bisher schlimmstes Erlebnis auf der Tour?

!: Ich saß am Schlagzeug und hab den Einsatz vermasselt, da ich die Drum-Sticks einfach vergessen hatte.

?:: Vielen dank für das Interview!